Sehepunkte 17 (2017), Nr. 1 Jan Löhdefink: Zeiten des Teufels Mit der vorliegenden, überarbeiteten Version seiner bei Barbara Stollberg-Rilinger entstandenen Dissertation (Münster 2015) positioniert sich Jan Löhdefink zugleich innerhalb jüngerer Medialitäts-Forschungen zur Reformation [ ] sowie historischer Perspektiven auf Temporalitäten. [ ] Löhdefink fragt nach der Existenz, Ausprägung und Konturierung einer 'spezifisch reformatorische(n) Teufelsvorstellung' (4) und möchte diesen Fragekontexten nachgehen, indem er eine Verbindung zum reformatorischen Zeitbewusstsein herstellt. Kommunikationshistoriografische Basis seiner quellengestützten Erkundungen ist eine Flugpublizistik-Perspektive auf Kommunikationsprozesse. [ ] Die Verbindung zwischen Teufelsvorstellungen der Frühreformation im deutschsprachigen Raum Europas und der im Untertitel erwähnten 'Geschichtszeit' wird in der Einleitung skizziert. Feb 21, 2018 - Heißt es „auf“ oder „in“ den Philippinen? In dem vier Stunden langen Berlinale-Film „In Zeiten des Teufels“ von Lav Diaz kann man sich viele Fragen stellen. Antworten liefert der Film leider nicht. Feb 17, 2018 - Stand: 11:30 Uhr| Dauer 118 Sekunden Das mit mythologischen und politischen Elementen aufgeladene Schwarz-Weiß-Musical „In Zeiten des Teufel. Schwarze Teufel Und Weiße SeelenMit Bezug zu Achim Landwehrs Überlegungen zu neuzeitlichem 'Zeitwissen' und 'Zeit-Geschichte' [ ], beabsichtigt Löhdefink mit dem Begriff 'Geschichtszeit' einen analytischen Zugriff auf 'Vergangenheitsdeutung, Gegenwartsverständnis und Zukunftsperspektive' (10) zu ermöglichen. Die Quellenauswahl (Flugschriften) sowie die Analyseperspektiven auf Vergangenheitsdeutung, Gegenwartsverständnis und Zukunftsperspektive gliedern den Hauptteil der Studie in Unterkapitel zu 'Flugschriftenpublizistik', 'Vergangenheitsdeutung', 'Gegenwartsverständnis', und 'Zukunftsperspektive'. Abgerundet wird sie einerseits von einer die Befunde verdichtenden Zusammenfassung und andererseits von einem Bibliografie-Teil, der Quellenzugriff und Literaturnutzung dokumentiert. Umsichtig diskutiert der Autor im Kapitel 'Flugschriftenpublizistik' die Möglichkeiten (und Grenzen) einer kommunikationsanalytischen Nutzung von textlastigen Flugdrucken der Frühen Neuzeit. Zeittypische potentielle (mehrstufige) Anschlusskommunikationen und Rezeptionsmomente von fliegenden Blättern finden hier Beachtung und Betonung. Ebenfalls verortet Löhdefink den Aspekt von Wechselwirkungen von (schriftlichen, mündlichen, visuellen, aktionalen) Kommunikationsakten innerhalb des zeitgenössischen Medienverbundes. Katholische Akademie Diskutiert Über Existenz Des TeufelsJedoch hätte eine Wahrnehmung der Flugpublizistik-Forschungen zur nachreformatorischen Frühen Neuzeit der Studie nicht geschadet: auch wiederholt Löhdefink einige der eingeengten Flugschriften-Thesen, die im Umfeld der reformatorischen 'Massenmedien'-Forschungen um Joachim Köhler während der 1980er-Jahre aufgestellt worden sind. So wird der textlastigen Flugschrift stets die Absicht auf versuchte Meinungsbeeinflussung unterstellt, dazugehörige eventuelle Bildangebote (in Flugblatt und Flugschrift) marginalisiert, und die 'fliegende' Funktion der streitbaren Meinungspräsentation in einer Phase zunehmender polyphoner Deutungsoffenheit weitgehend übergangen. Dabei war gerade die anvisierte frühreformatorische Phase von 1520-1526 ein vielstimmiger Zeitraum der Publikation von mehr als 10.000 Flugdruck-Titeln. Anknüpfend an medientheoretische Überlegungen zur zeitgenössischen Neuartigkeit der schriftbezogenen Frömmigkeitspraxis, etwa jüngst von Marcus Sandl, betont auch Löhdefink eine 'im Zuge der Reformation neukonfigurierte Medialität' (50). Flugschriften mit Teufelsthematiken bieten ihm Zugang zu dieser medialen Neukonfiguration, da das Teufelsmotiv eine Differenzierungsmöglichkeit für viele frühreformatorische Flugschriften-Verfasser gewesen sei, um parteiisch und kämpferisch urteilen zu können. Mittels einer dissensualen Kommunikationsstrategie setzten die Verfasser auf eine 'Scheidung der Geister, Trennung von Auserwählten und Gottlosen, Unterscheidung von wahrer und falscher Kirche' (54), so Löhdefink. Diese mittels Flugpublizistik kommunizierte angestrebte Differenzierung drehte sich auch um das Teufelsmotiv und zeitigte Konsequenzen, u.a. In der Bewertung von Vergangenem, Gegenwärtigem und Zukünftigem. Hierauf gehen die folgenden drei Kapitel exemplarisch-detailliert und tendenziell-übergeordnet ein. Um die gedanklichen Horizonte frühreformatorischer Flugschriftenverfasser kommunikationssituativ einordnen zu können, widmet sich die Studie zunächst zeittypischen Vergangenheitsdeutungen, in denen das Motiv des Teufels (u.a. Als Argument, als Vorwurf, als Phänomen) vorkam. Da Kirchengeschichte sowohl als Erfolgsgeschichte des Teufels als auch als Widerstandsnarrativ gegen teuflischen Einfluss geschrieben werden konnte, existierte eine doppelte teuflische Vergangenheit. Löhdefinks These ist nun, dass mit der Wiederentdeckung der göttlichen Offenbarung durch das Schriftprinzip der Reformation der Teufel wieder als Phänomen deutlicher sichtbarer und deshalb auch thematisiert wurde.
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April 2019
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